Im Jahr 2023 haben die beiden Hebammen Inga Kern und Cornelia Block-Mshana den gemeinnützigen Verein Midwives 4 Tanzania e.V. gegründet. Beide Hebammen (BA) waren bereits als Voluntäre in der Region Iringa (Zentral-Tansania) in der Geburtshilfe tätig und konnten dadurch Eindrücke der Arbeits- und Ausbildungssituation des geburtshilflichen Personals vor Ort sammeln.
Wir haben die beiden Hebammen mit Produkten für die Arbeit vor Ort unterstützt. Über ihre Arbeit berichten sie uns folgendes:
"Positiv beeindruckt waren wir von der Selbstverständlichkeit, mit der jede Frau stillt und, dass der Erfolg gar nicht in Frage gestellt wird. Kennt man als Hebamme in Deutschland oft viele Stillprobleme, ist das Thema Stillen in Tansania eine recht problemlose Selbstverständlichkeit.
Viel gelernt haben wir auch im Umgang mit HIV-positiven Patientinnen und deren Neugeborenen nach der Geburt. Jede Kolleg*in vor Ort weiß sofort, wie die Neugeborenen mit Medikamenten versorgt werden müssen. In Deutschland ist HIV weniger verbreitet, daher ist dort das Fachwissen hierzu im klinischen Alltag nicht breit gefächert vorhanden.
Interessant wurde es auch, als es um Geburtspositionen ging. Eine aufrechte Geburtsposition ist in Tansania unbekannt und wird von den Kolleg*innen dort mit einem Lächeln beäugt, wenn man als Europäerin in die aktive Umsetzung dieser mit den Frauen im Kreißsaal geht. In der Hebammenschule sorgten unsere Vorschläge und Aufzeigen der Position zwar auch erst einmal für allgemeine Belustigung. Als die Schüler*innen dann jedoch selbst einmal ausprobieren konnten, was die Positionen mit ihrem Becken machen, haben sie verstanden, warum wir Alternativen zur klassischen Rückenlage, wie sie in Tansania praktiziert wird, vorstellen.
Die kritische Haltung gegenüber "neuen" Methoden macht es nicht immer leicht, vor Ort in eine gute Zusammenarbeit zu kommen. Letztlich ist es oft die Beobachtung von unserer erfolgreichen Umsetzung, welche mehr Vertrauen in unsere Methoden fördert. Dieser fachliche Austausch macht die Arbeit dann wiederum auch spannend. Durch das Einbinden der Methoden der Kolleg*innen vor Ort und durch ein offenes Lernen, ist eine erfolgreiche Zusammenarbeit auf Augenhöhe in den meisten Fällen möglich.”
Aus den Erfahrungen, die beide Hebammen bei ihrer Arbeit in Tansania sammeln konnten, entstand die Idee für die Gründung des Vereins. Das Hauptziel ist es, die Mütter- und Neugeborenensterberate im Zusammenhang mit Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett zu senken. Die Idee dahinter ist, empirisches Fachwissen an die tansanischen Kolleginnen und Kollegen, sowie an die neue Generation werdender Hebammen zu vermitteln. Dazu haben die beiden im Mai 2024 damit begonnen, an einer Hebammenschule des Lutheran Hospitals in Ilula Unterricht, Seminare und Fortbildungen zu geburtshilflich relevanten Basics und Notfällen in der Geburtshilfe zu geben.
Mithilfe des Lehrmaterials von Rikepa, vor allem dem großen Gebäratlas, in Kombination mit in der Schule vorhandenem Material, war es möglich, einen anschaulichen Unterricht durchzuführen und die neue Generation der Hebammen dort von unserem Unterricht zu begeistern. Da das Lehrmaterial vor Ort schon etwas veraltet und in die Jahre gekommen ist, wurden die neuen Unterrichtsmaterialien mit großer Freude genutzt.
“Vielen Dank an dieser Stelle an Rikepa für die Unterstützung der Arbeit vor Ort und wir würden uns auch in Zukunft über eine Zusammenarbeit freuen."
Mehr über den Verein Midwives 4 Tanzania können Sie auf der Website des Vereins erfahren: https://midwives4tanzania.org/