RIKEPA HILFT: Eine Geburtsstation in Nigeria

Liebe Leser*innen,

unser Lehrmaterial reist um die Welt! Unter anderem mit Naemi nach Nigeria. Sie hat uns netterweise einen Brief geschrieben über das Projekt, bei dem sie arbeitet. Mit ihrer Genehmigung veröffentlichen wir den Brief für Euch: 

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Sehr geehrtes Team von Rikepa,

jetzt melde ich mich endlich mal aus Nigeria…

Ich arbeite hier in einer kleinen Maternity in Kano (einer Großstadt im Norden von Nigeria). Zuerst möchte ich euch zum besseren Verständnis von meiner Arbeitssituation hier berichten: Ich bin seit langem die erste ausländische Hebamme und zusätzlich auch noch die jüngste im Team, so habe ich zuerst einmal die Aufgabe, zu beobachten und mitzuarbeiten. 

Ich möchte, dass sie die Sachen, die ich ihnen [den Hebammen] zeige,  verstehen und, dass sie es in ihren Arbeitsablauf integrieren, auch dann, wenn ich schon lange wieder in Deutschland bin. Deshalb gehe ich nicht hin und sage: „Ja was macht denn ihr?“, „Es wäre besser so...!“, „Ich habe es aber so gelernt.“ etc. So bin ich jetzt dabei, Vertrauen aufzubauen, Freundschaft zu pflegen, herauszufinden, warum sie was wie machen (manches sieht in unseren Augen komisch aus, hat aber wichtige und gute, oder kulturelle Hintergründe. So muss man manche Sachen öfter gesehen haben, bevor man den Sinn verstehen kann.) 

So beobachte ich noch meistens und mache selber bis wenig Medizinisches...

Diese Beobachtungszeit ist auch für mich sehr wertvoll, da es sehr viel Weisheit braucht, um herauszufinden, wo Veränderung überhaupt notwendig ist. Wie man es so verändern kann, dass es in den Kontext passt und es muss am Ende ja auch umsetzbar sein. Trotzdem, da ich bis jetzt mehr in der  Beobachterposition bin, möchte ich euch von zwei Erlebnissen berichten.

In meiner ersten Woche hier hatten wir eine Schulterdystokie. Da es meine erste Woche war, war es mir nicht sofort möglich, in die Situation einzugreifen… als ich dann versuchen konnte die Schulter zu lösen, gelang es mir nicht und der dazu gerufene Doktor von außerhalb brauchte auch fast 10 Minuten, um die Schulter gelöst zu bekommen. Wir verloren das Kind, konnten aber das Leben der Mutter erhalten. Nach dem Notfall fragte ich die Geburtshelferinnen, ob ich ihnen erklären darf, was das Problem war. Sie waren einverstanden und holten alle Anwesenden zusammen. Mit Hilfe von Bildern in meinem Hebammenbuch, dem von euch gespendeten Modellbecken und Modellbaby erklärte ich ihnen das Problem (hier war das Modellbecken von großem Vorteil, da man gut veranschaulichen konnte, was passiert, wenn man in diesem Fall kristellert oder am Köpfchen zieht...) Dann zeigte ich ihnen ein paar Übungen, die sie mit der Frau machen können, wie man in diesem Fall am besten vorgeht und welche Handgriffe man zur Lösung der Schulter nutzen kann. Nach dem Erklären übten dannalle mit dem Modellbecken die gezeigten Handgriffe. Sie bedankten sich sehr dafür. Und auch Helferinnen, die beim Training frei gehabt hatten, fragten mich in den darauffolgenden Tagen, ob ich es ihnen bitte auch zeigen kann. 

Am darauffolgenden Donnerstag hatten wir denselben Notfall nochmal. Durch die Schulung wussten die anwesenden Geburtshelferinnen, dass man auf gar keinen Fall „drücken“ oder „ziehen“ darf. So begannen wir mit den geübten Handgriffen. Es war trotzdem nicht ganz einfach. Unsere Leitung bekam die Schulter dann nach kurzer Zeit nach Barnum gelöst, aber das Neugeborene hatte wieder keinen Herzschlag, nach dem kurz abgesaugt wurde, beatmete ich das Kind 5mal und begann dann mit Herzdruckmassage. Nach 1 Minute hörte ich auf und das Herz schlug von selbst weiter. Während sich das Neugeborene adaptierte und rosiger wurde, dankte ich Gott von ganzem Herzen.

Dank der Schulung in der vorigen Woche am Modell und Gottes Eingreifen konnten wir dieses Leben retten. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal herzlich bedanken für die Sachspenden, die
Ihr mir mit nach Nigeria gegeben habt! 

Ich wünsche Ihnen von Herzen Gottes Segen!

Mit freundlichen Grüßen,

Naemi,
auch im Namen des Teams der Hebammen und Geburtshelfer in ECWA Maternity Kano

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Wir danken Naemi für Ihren Einsatz und freuen uns, dass unsere Produkte bei solchen Projekten zum Einsatz kommen! 

Wenn auch Sie ein Projekt unterstützen, kontaktieren Sie uns gerne. Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!