RIKEPA HILFT: Ein Krankenhaus in Liuli

Zwei Babies schlafen in bunten Tüchern

Liebe Leser*innen,

Im Sommer diesen Jahres reiste ein großer Koffer mit Hebammenmaterial mit Miriam Püttner, einer Assistenzärztin in der Gynäkologie und Geburtshilfe, nach Liuli, Tansania.

Miriam erzählt hier in ihrem Bericht, was sie vor Ort im Krankenhaus erlebt hat und über die Unterschiede ihrer Arbeit hier und dort. Wir freuen uns, dass wir den Kolleg*innen vor Ort mit Material helfen konnten und damit dort die medizinischen Versorgung ein wenig verbessern können.

___

„Nach drei Jahren Arbeitsalltag in einer Klinik in Deutschland hatte ich den Wunsch mich in einem Projekt in Afrika zu engagieren. Ich wollte etwas von dem Privileg, mit dem wir hier in Deutschland leben und durch das wir studieren und arbeiten können, weitergeben. Auf der Suche nach einem geeigneten Krankenhaus stieß ich auf den Verein „Friends of St. Annes“( https://www.friends-of-st-annes.org/). Der Verein unterstützt ein kleines Krankenhaus in Liuli, Tansania, durch Spenden von Medikamenten und einem regen Einsatz von deutschen Studierenden und Ärzt*innen. Das Krankenhaus liegt in einer ländlichen Gegend am Lake Malawi. Die Patient*innen kommen aus den umliegenden Dörfern mit bis zu 100 km Entfernung. Mit circa 850 Geburten jährlich ist die größte „Abteilung“ des Krankenhauses die Geburtshilfe. Daher wurde auch meine Anfrage für einen sechswöchigen Einsatz vor Ort dankend angenommen.

In meiner Vorbereitung für meine Reise wurde ich von Rikepa Demo sehr großzügig unterstützt und mit vielen Dingen, die für einen Einsatz in einem kleinen afrikanischen Krankenhaus nützlich sind ausgestattet. So machte ich mich Anfang Juni 2021 mit einem zusätzlichen Koffer voller Arbeitsutensilien auf den Weg nach Tansania.

Zwei Mitarbeitende zeigen die mitgebrachten Materialien

Die Arbeit in Liuli war auf jeden Fall ganz anders als das, was ich aus Deutschland kannte. Die wenig vorhandene medizinische Ausstattung, der einfache hygienische Standard, die ausgeprägten Krankheitsbilder und die eingeschränkte Verfügbarkeit von Medikamenten waren deutlich zu spüren. Aber genauso präsent war das Engagement der einheimischen Mitarbeiter, die Dankbarkeit der Patientinnen und ein schönes Miteinander. 

Vor Ort konnten wir die mitgebrachten Materialien im Arbeitsalltagdirekt anwenden. So zum Beispiel die Untersuchungshandschuhe, die für den täglichen Umgang mit Patient*innen besonders im Kreißsaal so wichtig sind. Normalerweise müssen die Patient*innen vor Ort ihre eigenen Handschuhe von der Apotheke mitbringen oder welche in der Krankenhausapotheke erwerben, was in Notfallsituationen zu einer erheblichen Zeitverzögerung führen kann. So war ich sehr dankbar immer ein eigenes Paar Handschuhe griffbereit zu haben.

Ein sehr großer Unterschied zu meiner Arbeit in Deutschland war, dass es vor Ort keine ausgedehnte Labordiagnostik gibt und wir uns demnach auf die klinische Symptomatik verlassen mussten.

OP-Kleidung hängt in der Sonne zum trocknen

Im Krankenhaus gab es zum Beispiel auch kein CTG zur Überwachung der fetalen Herztöne. Die Kolleg*innen vor Ort arbeiten mit Pinard Hörrohren, was für mich als „Herztonrohr-ungeübte“ Gynäkologin am Anfang noch sehr schwer war. Ein mitgebrachter Doppler, den ich den Kolleg*innen vor Ort übergeben habe hat mir dann geholfen, schnell die kindliche Herzfrequenz überprüfen zu können.

Jeden Tag machte ich mit einer Hebamme zusammen die Visite auf der Wochenbett- und Schwangerenstation. Besonderen Spaß hatten wir während der Visite immer mit der mitgebrachten Hängewaage. Die frischgebackenen Mütter waren immer schon ganz gespannt auf das aktuelle Gewicht ihrer Babys und mussten schmunzeln wenn ich mich im Zahlen lernen auf Suaheli versucht habe.

Es war eine sehr schöne Erfahrung zu sehen wie dankbar die einheimischen Mitarbeiter für die Mitgebrachten Utensilien waren und dass diese so gut angenommen wurden. In den 6 Wochen in Liuli habe ich viele neue Einblicke in die Medizin und Geburtshilfe unter ganz anderen Bedingungen erfahren dürfen. Das Personal vor Ort und ich haben gegenseitig voneinander gelernt und als Team zusammen gearbeitet. Es war für mich eine wertvolle Erfahrung und ich bin dankbar für die Unterstützung die ich aus Deutschland erhalten habe.

 

Weitere Infos zu Friends of St. Annes finden Sie hier:

Friends of St. Anne's e.V.

Website 

Facebook