Der große Baby-Hängewaagen-Test

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Die Hebammenwaage: Unser ständiger Begleiter. Denn das Gewicht des Neugeborenen ist das A und O in der Wochenbett-Betreuung.

Mittlerweile gibt es so viele verschiedene Waagen speziell für Hebammen. Günstige oder teure, analoge oder digitale Waagen. Doch was macht diese Waagen eigentlich aus? Welche passt zu mir? Und noch viel wichtiger: Welche darf ich als Hebamme überhaupt nutzen und in welchem Umfang? Wie sieht es mit dem Qualitätsmanagement aus und muss die Waage geeicht sein?

All diese Fragen beschäftigen uns tagtäglich. Und genau daher habe ich eine Reihe von Waagen getestet und einen großen Hebammen- und Babywaagen Vergleich geschrieben - mit der Absicht euch ein wenig weiterzuhelfen! Mein Urteil basiert größtenteils auf euerem Feedback sowie meiner langjährigen Erfahrung. In diesem ersten Test und Vergleich konzentriere ich mich speziell auf Hebammen-Hängewaagen. Die Liegewaagen werde ich im nächsten Artikel genauer betrachten.

Für mehr Informationen bezüglich einer bestimmten Waage, könnt ihr auch auf die jeweiligen Produktseiten auf unserer Homepage gehen. Oder ihr kontaktiert mich direkt, ich freue mich darauf!

Klein, leicht, mobil und robust eignen sich diese Waagen hauptsächlich für die Betreuung im Wochenbett und den täglichen Bedarf außerhalb des Krankenhauses.
Hier haben sich zwei Hersteller (Kern und Marsden) von der Konkurrenz abgesetzt, da Sie sich schon seit etlichen Jahren auf den Hebammenmarkt konzentrieren und hierfür wirklich sehr gute Waagen produzieren.

Hängewaagen gibt es entweder digital oder mechanisch.

Kommen wir kurz zu den Unterschieden dabei:
Digitale Waagen werden von Batterien betrieben und haben eine digitale Gewichtsanzeige. Hierdurch bekommt man einen genauen und definitiven Wert beim Wiegen. Das Wiegen geschieht durch die Kräfteeinwirkung die das Gewicht des Neugeborenen auf die Feder in der Waage ausübt, ganz ähnlich wie es bei einer analogen Federwaage der Fall ist.

Mechanische Waagen kommen ganz ohne Strom aus, was sie umweltfreundlicher und langlebiger macht. Sie sind meist leichter und kleiner im Vergleich zu den digitalen Hängewaagen. Anhand der Skala liest man das Gewicht selbst ab. Die Messgenauigkeit liegt hier also am Benutzer. Hierzu sei gesagt, dass sowohl die meisten digitalen Waagen also auch mechanische Waagen mit der gleichen Abweichung von ±20g ausgewiesen sind.

Kommen wir zu meinem persönlichen Ranking der Hängewaagen, in dem ich versuche, die Merkmale kurz und knapp zu erläutern.

Nachdem wir zuletzt unsere Hängewaagen unter die Lupe genommen haben, will ich in diesem Artikel meinen Fokus auf die Standwaagen legen.

Wie immer gilt: Für mehr Informationen bezüglich einer bestimmten Waage, könnt ihr auch auf die jeweiligen Produktseiten auf unserer Homepage gehen.  Oder ihr kontaktiert mich direkt, ich freue mich darauf!

Stabil, präzise und widerstandsfähig sollten die Waagen sein, die wir im Krankenhaus oder in der eigenen Praxis einsetzen.

Im Vergleich zu den Hängewaagen sind die Standwaagen grundsätzlich präziser und genauer. Dies liegt ganz einfach an der stabilen Unterfläche, wodurch Bewegungen des Neugeborenen ausgeglichen werden und das Gewicht einfacher abzulesen ist. Eben durch diese Präzision eignen sich diese Waagen auch besser zur Eichung und sind dadurch als zertifizierte Waagen einsetzbar. Der große Nachteil der Standwaagen liegt bei der Mobilität, da sie größer und schwerer sind als die Hängewaagen.

Wie bei den Hängewaagen gibt es auch bei den Standwaagen viele Hersteller, die sich den Markt teilen. Daher versuche ich in diesem Test die unterschiedlichen Waagen auf Ihre Funktionalität und Ausstattung zu testen.

Für mich haben sich in den vergangenen 30 Jahren drei Hersteller in Deutschland etabliert, welche unter anderem Babywaagen herstellen.

Das sind zum einen die seca GmbH, Soehnle Industrial Solutions und die Kern und Sohn GmbH. Diese drei Firmen bestehen allesamt seit Ende des 19. Jahrhunderts und sind auf die Wiegetechnik spezialisiert. Die seca GmbH legt den Fokus auf medizinische Personenwaagen und stellt fast ausschließlich Waagen für die Medizintechnik her. Soehnle Industrial Solutions haben ein breiteres Produktportfolio was Waagen angeht. Bei Soehnle findet man große Wiege- und Messsysteme, die vor allem in der Industrie genutzt werden. Diese Expertise für große Gewichte wendet Soehnle allerdings auch für ihre kleineren Personenwaagen an. Hier finden sich verschiedene Modelle für den professionellen und auch für den privaten Gebrauch. Kern und Sohn bietet, ähnlich wie Soehnle, eine breitere Produktpalette an und schafft den Spagat zwischen großen Industrie- und kleineren Personenwaagen.

Alle drei Firmen werden wir im Folgenden vergleichen. Was mir aber schon vorab sehr gut gefällt ist, dass alle drei ihre Produkte in Deutschland herstellen.

Natürlich gibt es aber kleine und feine Unterschiede unter den Anbietern. Diese zeigen sich zum Beispiel in der Verarbeitung der Produkte und vor allem bzgl. Ihrer Funktionalität im medizinischen Bereich.

In diesem Bereich ist, meiner Meinung nach, seca den anderen zwei einen Ticken voraus. Durch die Tatsache, dass seca nicht so breit aufgestellt ist wie ihre Konkurrenz und die Kernkompetenz genau auf medizinische Waagen liegt, bauen Sie hierfür einfach tolle Waagen. Diese Kompetenz zeigt sich besonders in der Verarbeitung und dem Design und daher finde ich diese Waagen einfach schöner und besser als die von Soehnle oder Kern. Dies ist aber natürlich sehr persönlich vom Geschmack her.

Vor allem bei Kern merkt man, dass das Kerngeschäft Industriewaagen sind, da die Personenwaagen etwas einfacher und industrieller verarbeitet sind. Die Waagen passen vom Design her eher in eine Lagerhalle als in eine Klinik. An der Wiegegenauigkeit ändert dies jedoch absolut gar nichts.

Soehnle, hatte vor circa fünf Jahren mit einigen internen Problemen zu kämpfen, wodurch die Produktion der Personenwaagen heruntergefahren wurde. in dieser Zeit haben sie ein wenig Marktanteile verloren. Mittlerweile sind diese Probleme aber behoben und die Firma versucht wieder stärker den medizinischen Markt mit guten Qualitätsprodukten anzugreifen.

Soviel zu den drei dominanten Herstellern auf dem deutschen Markt. Es gibt mittlerweile auch eine Reihe kleinerer, unbekannterer Hersteller, vor allem aus Asien, die versuchen sich Marktanteile zu erkämpfen. In meiner Bestenliste finden sich auch ein paar Produkte von diesen, jedoch tue ich mir hier schwer mit Angaben, da diese Hersteller noch nicht lange genug auf unserem Markt sind und ich nicht für Ihre Langlebigkeit und Wiegekonstanz zeugen kann.

Kommen wir also zum Vergleich:

Standwaagen gibt es entweder digital oder mechanisch.

Digitale Waagen werden meist durch Batterien betrieben und haben eine digitale Skalenanzeige. Hierdurch bekommt man einen definitiven und sehr exakten Wert beim Wiegen. Das Wiegen geschieht durch die Kräfteeinwirkung die das Gewicht des Neugeborenen auf eine Feder in der Waage ausübt, ganz ähnlich wie es bei einer mechanischen Federwaage der Fall ist. Bei den digitalen Waagen gibt es auch noch ein paar wenige Modelle die mit Netzstecker betrieben werden. Dies bedeutet jedoch das die Waage immer am gleichen Platz ist, ein Punkt den man im Hinterkopf behalten sollte.

Mechanische Waagen kommen ganz ohne Strom aus, was diese umweltfreundlicher und langlebiger macht. Anhand einer Skala muss man das Gewicht selbst ablesen. Die Messgenauigkeit liegt also am Benutzer wobei die meisten mechanischen Waagen trotzdem ein sehr präzises Ergebnis liefern.

In der folgenden Tabelle findet Ihr meinen Vergleich in Kürze zusammengefasst, jeweils mit kurzen Pro- & Contra-Argumenten für die verschiedenen Waagen.

Platz Produkt Pro Contra
1.

Geeichte digitale Baby-Hängewaage 
von Marsden

- Sehr zuverlässig

- Einzige eichfähige, digitale Hängewaage

- Optik

- Größe

- gehobener Preis
2.

Digitale Hängewaage
Kern 10K-2XL

- Praktische Größe

- Vergrößerte Haltefläche

- Leichte Anwendung

- Tastenknöpfe schwach
3.

Digitale Hängewaage
HDB-10K10

- Praktische Größe

- Leichte Anwendung

- Deutsche Herstellung

- Tastenknöpfe gehen mit der Zeit kaputt

- Kleine Haltefläche

4.

Präzisions-Federwaage

- Größe

- Gewicht

- Langlebigkeit

- Skalierung

- Ablesbarkeit schwieriger

5. 

Digitale Hängewaage
HDB 5K5

- Größe

- Gewicht

- Leichte Anwendung

- kleiner Wiegebereich

- Tasten gehen mit Zeit Kaputt

 

 

Doch welche Waage passt zu mir?
Wenn ich persönlich vor der Wahl stehen würde, mir eine neue Waage anzueignen würde ich wie folgt vorgehen.

1. Digital oder Analog?

Die jeweiligen Vor- bzw Nachteile hab ich oben schon kurz erwähnt und diese muss man für sich selbst erwägen. Ist mir ein Display, welches mir eine genaue Zahl angibt lieber? Oder bevorzuge ich eine leichtere und handlichere Waage, dafür ohne Zusatzoptionen wie z.B eine Tara-Hold Funktion?

2. Eichfähig oder ist das egal?

Dann stellt sich die große Frage ob die Waage eichfähig sein muss oder nicht.
Ich verweise hier auf die Mess- und Eichordnung von Waagen in der Heilkunde (Stand 2016, hier beispielhaft für Niedersachsen verlinkt). Hierin steht, dass Waagen, die nicht für ein zertifiziertes Gewicht eingesetzt werden, keiner Eichpflicht unterliegen. Ein zertifiziertes Gewicht ist das Geburtsgewicht, sprich das Gewicht welches ein Säugling direkt nach der Geburt auf die Waage bringt. Gewichte die nach der Geburt, zum Beispiel im Wochenbett, aufgenommen werden sind keine zertifizierten Gewichte und können demnach von nicht-geeichten Waagen aufgenommen werden.

Welche Waage soll ich denn nun kaufen?
Wenn es also eine geeichte Waage sein soll, die digital ist und als Hängewaage eingesetzt werden kann, gibt es nur die Hängewaage von Marsden, einem britischen Hersteller. Diese Waage ist zwar relativ teuer im Vergleich zu nicht geeichten Waagen, jedoch wiederum preiswert im Vergleich mit anderen eichfähigen Waagen. Die eichfähigen Alternativen sind jedoch meist Liegewaagen und dadurch um einiges größer und unhandlicher. Als Alternative zu der Marsden Hängewaage präsentiert sich die Wiesbadener Säuglingswaage, eine mechanische Stiftwaage, die auch eichfähig ist. Diese ist zwar an sich sehr schlicht, jedoch mit einem Preis von 395€ auch sehr teuer. Zudem wiegt Sie nur bis zu einem maximal Gewicht von 5kg.

Wenn die Waage aber nicht geeicht sein muss, präsentiert sich eine viel größere Auswahl. Die Hängewaagen von Kern haben sich in Deutschland etabliert und bieten mit vier Modellen eine breite Palette. Die Waagen von Kern sehen sich alle sehr ähnlich, sind relativ preiswert und einfach in der Handhabung. Als einzige Schwachstelle ist hier zu nennen, dass die Druckknöpfe mit der Zeit brüchig werden und die Halteflächen bei den HDB Modellen sehr klein sind. Man kann aber im Durchschnitt von einer Lebensdauer von ca. 5 Jahren bei täglichem Gebrauch ausgehen.

Als Alternative zu den Waagen von Kern gibt es die Hängewaage 393, hergestellt von Bonso. Diese Waage ist sehr robust, einfach zu bedienen, ausgewiesen als Babywaage und mit einer wirklich langen Lebensdauer. Sie ist allerdings ein wenig größer als die Kern Waagen und liegt preislich ein wenig höher, aber dennoch unter 100€. Großer Vorteil hierbei: man hat Gefühl ein stabiles Werkzeug zu benutzen.

Exkurs: No-Name Waagen:


Wie bei vielen Produkten heutzutage gibt es auch bei Hängewaagen viele Alternativen von No-Name Herstellern.

Schaut man lediglich einmal auf Amazon, bekommt man eine Reihe von günstigen Kofferwaagen angeboten. Ich persönlich habe schon eine Reihe von diesen Waagen ausprobiert und bin immer wieder zu dem Schluss gekommen, dass sich gute Qualität, bei einem so wichtigen Hebammen-Werkzeug, lohnt.

Ich kenne die Waagen von Kern, Marsden, Salter und unseren anderen Lieferanten schon seit über 30 Jahren und kann für Ihre Qualität sprechen. Diese Waagen haben wir in unserem Sortiment, da Sie für den professionellen Gebrauch gemacht und die Hersteller auf Zuverlässigkeit und Langlebigkeit bedacht sind.

All diese Hersteller kommen aus dem medizinischen Sektor. Entsprechend hoch sind die Qualitätsstandards bei der Herstellung.

Mein Fazit:


Ich persönlich finde die Hängewaage Flyweight am “Praktikabelsten” und daher ist diese auch mein persönlicher Favorit. Diese analoge Waage von Ruebon Heaton ist sehr leicht, handlich und hat mir über 10 Jahre treue Dienste erwiesen. Die Kombination aus wenig Gewicht, leichter Bedienbarkeit und robustem Material ist mir persönlich am Liebsten.

Soll es für Sie aber lieber eine digitale Waage sein, würde meine Wahl zwischen der digitalen Hängewaage Bonso 393 oder der geeichten Hängewaage von Marsden fallen. Diese Waagen sind von der Qualität her ein wenig besser verbaut als die der Konkurrenz. Auch liegt das maximale Wiegegewicht bei beiden Waagen bei über 10kg. Somit besteht kein Risiko, dass die Feder durch ein Überwiegen kaputt gehen könnte.

Letztendlich muss aber jeder selbst für sich entscheiden worauf man beim Kauf achtet und mit welcher Waage man am besten zurechtkommt. Denn die Waage ist eines der alltäglichen Werkzeuge, welches zuverlässig und leicht für uns zu bedienen sein muss.
Ich hoffe ich konnte hiermit ein wenig Licht auf die große Frage der Hebammenwaage werfen und freue mich auf Rückmeldung oder Fragen von euch!

Eure Rita